Yao Frau

Dieses Foto einer Yao Frau ist ein Geschenk des Fotografen Harald Falkuss, für dessen Ausstellung „Welt. Bilder.“ im Landesmuseum Volk und Wirtschaft (heute NRW Forum), Düsseldorf, ich 1994 auf seinen Wunsch lyrische Bildlegenden geschrieben habe. Seit 25 Jahren also begleitet mich dieses Bild, das ich vor allem darum besonders liebe, weil das Gesicht der Asiatin und ihr Blick mich an meine Großmutter erinnern, die mir auf diese Weise stets nahe ist. Inspiriert zum Gedicht zum Bild hat mich ein Gedanke über Reinkarnation, den diese Fotografie auf den ersten Blick bei mir ausgelöst hat.

Yao Frau

Mönch war sie.

Schmetterling.

Und Maulbeerbaum.

Jetzt atmet sie

Ihr viertes Leben aus.

Ganz langsam.

Noch ist Zeit.

Schlägt auch 

das Ginsengherz

bereits an einem

anderen Ort,

die Hände spinnen

weiter den Kokon,

in den sie schlüpft.

Vielleicht schon morgen.

Wenn Buddha ruft,

schließt sie die Augen,

die festen Blicks

das nächste Leben

anvisieren.